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Herzensangelegenheit Marathonlaufen – gefährlich oder nicht?

  • Christian Riedel
Marathon ist lebensgefährlich. Denn immer wieder hört man von Marathonläufern, die im Wettkampf einen Herzinfarkt erleiden. „Alles Quatsch“, sagen überzeugte Ausdauersportler. Wissenschaftler der renommierten Harvard Medical School sind der Frage nachgegangen, wie gefährlich Marathon wirklich ist.

Immer wieder hört man am Rande der Berichterstattung eines Marathons, dass einer oder ein paar Teilnehmer zu Tode gekommen sind. Herzinfarkte sind dabei die häufigste Todesursache. Doch trotz aller regelmäßig wiederkehrenden Horrormeldungen können Hobbysportler durchatmen. Denn gerade im Vergleich zu anderen Sportarten sind Todesfälle beim Marathon eher eine Seltenheit. Schuld an der Panikmache ist zum einen die Berichterstattung. Denn ein Toter ist viel spektakulärer als 250.000 Überlebende. Zum anderen sind gesunde Sportler nur in den wenigsten Fällen betroffen.

Dies ist das Ergebnis der amerikanischen Forscher der Harvard Medical School in Boston (NEJM 2012; 366: 130), die zum einen die Daten der Race Associated Cardiac Arrest Event Registry (RACER) untersucht hat, und zum anderen mit Überlebenden und Hinterbliebenen von beim Marathon gestorbenen Sportlern gesprochen haben.

Harmlose Zahlen


Die Forscher konnten mit dem Mythos aufräumen, dass Marathon schlecht für das Herz ist. Von den 10,9 Millionen Läufern, die zwischen 2000 und 2010 in der Datenbank erfasst wurden, erlitten 59 ein Herzstillstand (0,54/100.000). Davon endete bei 42 Sportlern der Infarkt tödlich. Von diesen 42 hatten acht bereits eine angeborene Herzschwäche (hypertrophe Kardiomyopathie), bei der die Muskulatur der linken Herzkammer verdickt ist. Bei weiteren sieben bestand zumindest der Verdacht auf eine hypertrophe Kardiomyopathie. Bei Belastung kann der verdickte Herzmuskel unter anderem Herzrhythmusstörungen verursachen. Zudem kamen bei neun Läufern zu der hypertrophen Kardiomyopathie noch andere Herzprobleme wie Myokarditis oder Anomalien hinzu.

Gerade im Vergleich zu anderen Sportarten schneiden Langstreckenläufer sogar deutlich besser ab. Todesfälle beim Langstreckenlauf haben einen Faktor von 1:259.000. Das sieht bei anderen Sportarten wie Triathlon (1:52.630), Hochschulsport (1:43.700) oder beim Joggen der mittelalten Läufer (1:7.620) schon anders aus.

Fazit: Wenn ein Marathon-Teilnehmer einen Infarkt erleidet, liegt in der Regel eine Vorerkrankung zugrunde. Wer sich vor dem Wettkampf gründlich auf seine Herzgesundheit untersuchen lässt, hat ein sehr geringes Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. Daher sollte man sich auch von gelegentlichen Horrornachrichten nicht aus der Ruhe bringen lassen.

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